Die Portfolio-Mappe

Als Fotografen, Modelle, Make-up Artists etc. haben wir vor allem ein Kapital zum Werben, Präsentieren, Vermarkten und Charakterisieren: unsere Bilder.

Eine der besten und eindrucksvollsten Möglichkeiten, diese “live” zu präsentieren, ist die Portfolio-Mappe. Ich persönlich finde eine Mappe obligatorisch, unverzichtbar.

Portfolio-Mappe
Portfolio-Mappe (Bild: omori.eu)

Jeder der seine Bilder schon einmal (in brauchbarer Größe) ausgedruckt oder ausbelichtet gesehen hat wird bestätigen können, dass es einen deutlichen Unterschied in der Wirkung und im Eindruck solch physisch fassbarer Bilder gegenüber der Darstellung auf einem Monitor gibt. In der Regel empfinde ich “Papier-Bilder” als hochwertiger, allein durch den höheren Aufwand um sie zu bekommen. Dazu kommt, dass sie nicht so “beliebig” wirken wie eine digitale Datei, die schnell gelöscht, kopiert usw. ist.
Die Mappe zwingt auch mehr dazu, sich auf eine kleinere Anzahl Bilder zu konzentrieren – aus praktischen und auch aus Kostengründen.

Die Zeit und der Aufwand, die man in eine Mappe steckt, sind auch ein Symbol für den professionellen Anspruch und die Ernsthaftigkeit, mit der man die Tätigkeit betreibt.

Zweck

Als Modell gewährt die Mappe dem Betrachter Einblick in gemachte Erfahrungen mit verschiedenen Shootings und Stilen, in die Vielseitigkeit bei Mimik & Posing und zeigt möglichst verschiedene Facetten. Außerdem wird erkennbar, in welchen Aufnahmebereichen das Modell gearbeitet hat und wie es dort wirkt/einsetzbar ist. Dem Make-up Artist, aber auch den Produzenten oder Fotografen zeigt die Mappe, wie das Modell mit unterschiedlichen Stylings aussieht, ohne dass man jeden ausprobieren oder seine Fantasie spielen lassen muss. Das ist extrem hilfreich beim ergattern von Aufträgen & Shootings.

Als Fotograf zeigt die Mappe den Stil des Fotografen, gleichzeitig aber auch Vielseitigkeit und eventuell bereits vorhandenen Referenzen/Veröffentlichungen. Da die Mappe eine größere Zahl Arbeiten enthält lässt sie Rückschlüsse auf die Fähigkeiten des Inhabers bezüglich Beleuchtung, Bildschnitt und anderer fotografischer Fähigkeiten zu. Auch Geschmack, individueller Blickwinkel oder Bearbeitungsvorlieben können aus dem Portfolio hervorgehen.

Der Make-up Artist zeigt in der Mappe seine Fähigkeit, für unterschiedliche Themen und Bereiche passende Stylings zu liefern. Sauberkeit und Gründlichkeit beim Schminken kann ebenso demonstriert werden wie das Kennen und Beherrschen aktueller Stile und Trends.

Die Mappe dient als Anschauungs- und Präsentationsmaterial für potentielle Kunden, aber auch Kooperationsparter und Teammitglieder. Das iPad (oder vergleichbares Gerät), dass gern für ähnliche Zwecke verwendet und in der Vergangenheit schon oft als “Mappe der Zukunft” propagiert wird, bietet gegenüber der klassischen Mappe nicht nur oft kleinere Bilder, sondern vermittelt auch eben nicht die oben genannte Hochwertigkeit etc., die für einen ersten Eindruck oft ganz entscheidend sind. Auch gibt ein gut und sorgfältig gedrucktes oder ausbelichtetes Papier das Motiv und seine Farbe oft besser wieder als die fertigungs- und alterungsbedingt oft abweichenden Displays digitaler Geräte.

Größe

Es gibt keine festgelegte Größe für Portfolios. Generell wirken Bilder umso beeindruckender und besser umso größer sie präsentiert werden. Deshalb sind im professionellen Segment Mappe in A3 oder größer eher die Regel als die Ausnahme. Für mich hat sich für die meisten Fälle jedoch eine A4-Mappe als optimaler Kompromiss bewährt. Die Bilder sind groß und entfalten eine gute Wirkung, die Mappe ist aber gleichzeitig nicht zu groß und schwer um sie unkompliziert zu transportieren. Die (Neu)Bestückungskosten beim Bilderwechsel sind in dieser Größe zudem deutlich geringer.Kleinere Mappe haben ebenfalls Ihre Daseinsberechtigung überall da, wo die Mappe möglichst allgegenwärtig dabei sein soll. Dafür wären z.B. Mini-Fotobücher eine interessante Option. Besser und professioneller als die Fotos auf dem Smartphone zu zeigen ist das allemal.

Auswahl

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein physisches Portfolio zu realisieren.

Eine Möglichkeit sind Fotobücher, die recht preisgünstig sind und dennoch professionell wirken. Ihr größter Nachteil sind die teil eingeschränkten Größen und vor allem die feste Bindung, die bei einer Änderung des Portfolios, sei sie auch noch so gering – wie das Hinzufügen eines neuen Bildes – die Bestellung eines ganzen neuen Buches erfordert. Die Vorauswahl der Bilder kann zudem nur digital erfolgen.
Mehr zum Thema Fotobücher gibt es übrigens bei meiner Bekannten und Kollegin Petra Vogt auf Fotolotsin.de.

Eine ganz andere Möglichkeit, seine Arbeiten zu präsentieren, sind Portfolio-Boxen (oder auch -kassetten). Dabei handelt es sich i.d.R. um viereckige Behältnisse aus Karton, Holz, Kunststoff oder auch Metall, in die Bilder dann einzeln hineingelegt werden – aufgezogen auf z.B. wiederum Karton. Die Vorteile dieser Methode sind beispielsweise, dass man die Reihenfolge sehr schnell ändern und auch mal mehrere Bilder neben- oder untereinander auf einem Tisch präsentieren kann. Dafür ist eine solche Box meist nicht ohne Hilfe einer zusätzlichen Ablage bequem zu durchstöbern.

Die dritte Art von Portfolios sind die klassischeren Portfolio-Mappen, die es in unterschiedlichen Ausführungen gibt. Da gilt es zunächst sich zu entscheiden, ob man eine feste Anzahl an Blättern (oft auch mit Schutzfolien) haben möchte oder die Anzahl variabel sein muß. Letzteres ist meist teurer und die einzelnen Seiten sind oft einzeln dazuzukaufen. Es gibt dabei dann noch verschiedene Bindungsarten wie Schraub-, Klemm- oder Spiralbindung.
Ich muß zugeben, ich finde die Auswahl an brauchbaren Mappen (in die Eure Fotos kommen) im deutschen Handel recht begrenzt, vor allem was kreative und eher ungewöhnliche Mappen – also abseits des schwarzen Umschlags – angeht. Für große Auswahl muß man meist online stöbern (was für ein Produkt, bei dem es um den physischen Eindruck geht, natürlich unschön ist).
Ich werde hier demnächst auch einige solcher Mappen präsentieren.
Es gibt solche Mappen für die klassischen “Abzüge”, aber auch für Prints (teilweise schon mit eingelegtem hochwertigen Fotopapier) zu kaufen.

Die Weiterentwicklung und wohl edelste Variante solcher Mappen bekommt man von Buchbindern wie Heiner Hauck. Hier sind allerdings auch stolze Summen anzulegen.

Nun interessiert mich natürlich: Verwendet Ihr selbst Mappen? Wenn ja, welche und warum diese? Wenn nein, warum nicht und könnt Ihr Euch das in Zukunft vorstellen? Nutzt die Kommentare für diesen Austausch, ich bin sehr gespannt!

7 Kommentare zu „Die Portfolio-Mappe“

  1. Hallo Michael,
    von Portfolio-Mappen verstehe ich nichts, das ist nicht mein Metier. Aber ich muss Dich mal loben: Du schreibt immer Modell und nicht das abgedroschene und für mich falsch klingende Model. Als Sprachpuristin freut mich das.
    Gruß, Susanne

    1. Danke für das Kompliment, aber ich glaube nicht mal, dass ich das IMMER so schreibe.
      Ich unterscheide für MICH immer etwas zwischen “Modell” (= lebendes Motiv, auch für Portraits etc., Erfahrung eher unwichtig) und “Model” (=professionell/professioneller Anspruch, erfahren, für eher kommerzielle Themen wie Beauty & Fashion).
      Und wahrscheinlich halte ich nicht mal das immer konsequent durch. So wie die Sache mit dem “ß”.

  2. Hallo Michael,

    ich nutze eine PRAT A3+ Mappe, Modell “Pampa”. Diese Mappe hat für mich persönlich das beste Preis-Leistungsverhältnis in der Grösse A3+, zumal es in dieser Größe nicht so viele Mappen in dieser Preisklasse gibt. Im Lieferumfang waren 20 säurefreie Hüllen sowie schwarze Kartoneinlagen dabei. Sicher gibt es noch höherwertige und handgefertigte Mappen ( z.B. von Heiner Hauck), mir reicht die Qualität von PRAT aber völlig aus.

    Grüße

    Rüdiger

  3. Hallo Michael,

    Eine Prat Pampa 20×30 mit Hüllen und schwarzem Karton von Monoch*** hier um die Ecke. Das Format ist für mich perfekt da man die Mappe noch einfach transportieren kann und Fotos in dieser Größe ausreichend groß sind.

    Grüße Pascal

  4. Eine solche Mappe sollte auch bei Dienstleistern vorhanden sein. Bei denen nennt man das ganze dann nur Referenz. Aber der Sinn des Ganzen ist der gleiche. Man will sein Gegenüber davon überzeugen, dass man das Know-How oder Aussehen oder was auch immer aht, um die Anforderungen eines möglichen Auftrags zu erfüllen. Die Präsentation des bereits erreichten (also entweder Referenzen oder Fotos) ist von besonderer Bedeutung.

  5. Ich nutze keine Mappen mehr. Da ich mir allerdings gerade überlege, wieder ein Portfolio außerhalb von Facebook anzulegen und als Journalist gerade erst meine Homepage aufbaue (als Künstler hatte ich schon immer eine und die Zeiten der Mappe sind in dem Bereich anscheinend echt vorbei (es gibt da andere Präsentationsanforderungen)), stieß ich bei einer Suche auf deinen Artikel. Er hat mich inspiriert und ich werde in Zukunft auch eine A4 Mappe mit mir rumschleppen. 🙂

    1. Freut mich, dass Dir der Artikel geholfen hat. 🙂
      Erzähl doch mal mehr von den “anderen Präsentationsanforderungen”!
      Für Website-Portfolios hatte ich ja bereits einen längeren Artikel in der digit! und -nur zu Koken- im FotoMagazin (wenn Dich das interessiert, schaue ich mal nach in welcher Ausgabe).
      Lass mich doch mal wissen, wie Deine Mappe dann am Ende aussieht! 🙂

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